Anlässlich des 100. Geburtstages der Brandenburger Ehrenbürgerin Marga Goren Gothelf (1925-2024) (https://www.stadt-brandenburg.de/presse/zum-tod-von-brandenburgs-ehrenbuergerin-marga-goren-gothelf) ist der Platz zwischen Hauptstraße und Werft nach ihr benannt worden.
Eigens dafür waren die beiden Söhne Avner und Gideon Goren sowie weitere Familienmitglieder aus Israel angereist, lernten vor der Platz-Zeremonie Marga Goren Gothelfs Geburtsstadt bei einer Stadtführung kennen und sahen im Gotischen Haus das Interview, welches Studenten als filmisches Zeugnis beim letzten Besuch der Ehrenbürgerin in der Havelstadt aufgenommen hatten.
Marga Goren-Gothelf war eine der letzten Holocaust-Überlebenden aus der Stadt Brandenburg an der Havel. Am 16. Mai 1925 unweit des Platzes als Tochter jüdischer Eltern geboren, erlebte sie die ersten Anzeichen des Antisemitismus bereits in ihrer Jugend. Mit Beginn der nationalsozialistischen Verfolgung wurde ihr Leben auf den Kopf gestellt. Im Oktober 1938 wurde sie gemeinsam mit ihrer Familie aus Brandenburg vertrieben.
Nach einer Flucht über Polen nach England, später nach Palästina, hat sie trotz der schweren Erfahrungen nie den Kontakt zu ihrer Geburtsstadt verloren.
Ihre Erlebnisse während des Holocausts, ihre Flucht und das Überleben in einer Zeit des Grauens hat sie in bewegenden Gesprächen und Berichten an junge Menschen weitergegeben.
„Mit ihrer authentischen und direkten Art hat sie es geschafft, Geschichte greifbar zu machen und die Bedeutung unserer heutigen gesellschaftlichen Verantwortung zu vermitteln. Nämlich dahingehend, dass sich die Geschichte nicht wiederholen darf und wir alle unseren Teil dazu beitragen müssen,
sagte Oberbürgermeister Steffen Scheller im Rahmen der Platzbenennung.“
Neben ihrer Rolle als Zeitzeugin hat Marga Goren-Gothelf durch großzügige Spenden an der Sanierung des jüdischen Friedhofs in Brandenburg mitgewirkt. Und sie hat sich unermüdlich für den Erhalt der jüdischen Geschichte in der Stadt eingesetzt.
An die Angehörigen gewandt, sprach Steffen Scheller:
„Im Jahr 2022 wurde Marga Goren-Gothelf die Ehrenbürgerschaft unserer Stadt verliehen und anlässlich ihres heutigen 100. Geburtstags wird nun in unmittelbarer Nähe ihres Geburtshauses feierlich dieser Platz nach ihr benannt. Diese Möglichkeit eines öffentlichen Erinnerns und einer damit verbundenen Ehrung Marga Goren-Gothelfs ist unserer Stadtgesellschaft wichtig. Denn damit setzen wir ein sichtbares Zeichen der Erinnerung, des Respekts und der Wertschätzung für eine Frau, die Brücken zwischen den Kulturen gebaut und uns alle inspiriert hat. Möge ihr Vermächtnis uns weiterhin motivieren, für Toleranz, Verständigung und Menschlichkeit einzustehen.“
Das unterstrich Sohn Avner Goren in seiner Dankesrede:
„Sie lehrte uns Werte: die Kraft der Bescheidenheit, die Wichtigkeit des Mitgefühls und die Stärke der bedingungslosen Liebe. Sie zeigte uns, dass Würde nichts ist, was man beanspruchen kann – sie wird gelebt, durch Freundlichkeit, Demut und Widerstandsfähigkeit. Wir sind dankbar für die Ehrenbürgerschaft, die Sie ihr im September 2022 verliehen haben. Sie war von dieser Anerkennung zutiefst berührt und geehrt.“
Und sie wäre es wieder, nun, da dieser Platz an sie erinnert.
Dr. Niels Haberlandt, ehemals Geschäftsführer der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz, in der auch Marga Goren Gothelf jungen Gästen aus ihrem Leben erzählte, sagte:
„Das Leben von Marga Goren-Gothelf zeigt uns, wohin Ausschluss, Hass und Ideologie unweigerlich führen. Ihre Geschichte steht als Warnung: Nie wieder dürfen wir solche Wege beschreiten. Sie glaubte: Erinnerung darf nicht verblassen. Und sie tat alles, was sie konnte, um sie lebendig zu halten. Ihre Worte, im Goldenen Buch 2010 geschrieben, sagen alles: `Ich habe die Stadt Brandenburg (Havel) und ihre Umgebung als Kind sehr geliebt – und das hat sich nie geändert.‘“
Wer mehr über sie erfahren möchte, dem sei die Biographie „Ich habe kein anderes Land – Die Reise von Marga (Goren) Gothelf“ empfohlen, bestellbar auf www.marga-goren-gothelf.de.
Quelle: © Stadt Brandenburg an der Havel / Th. Messerschmidt