Mit Städtebaufördermitteln retten die Brandenburger ihre Baukultur


Oberbürgermeister Steffen Scheller, Bauminister Detlef Tabbert und Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg trafen im Rolandsaal des Brandenburger Rathauses im Rahmen des Landespressekonferenz zu „35 Jahre Städtebauförderung“ zusammen.

Bauminister Detlef Tabbert hat am Mittwoch in Brandenburg an der Havel eine landesweite Bilanz der Städtebauförderung im Jahr 2025 gezogen und einen Ausblick auf die weitere Entwicklung dieses zentralen Instruments zur städtebaulichen Entwicklung gegeben. Im ausklingenden Jahr wurden rund 76 Millionen Euro von Bund und Land für 116 Gesamtmaßnahmen in 69 Kommunen bewilligt. Die Pressekonferenz im Rolandsaal der Stadt Brandenburg an der Havel gab darüber hinaus einen ersten Einblick in eine gerade entstehende Fotoausstellung zum Thema „35 Jahre Städtebauförderung“.

Die Ausstellung mit historischen und aktuellen Fotografien zeigt die Entwicklung der brandenburgischen Städte in den zurückliegenden rund 35 Jahren. Es ist geplant, dass sie im kommenden Jahr anlässlich 35 Jahre Städtebauförderung als Wanderausstellung in verschiedenen Orten im Land zu sehen sein wird. Seit 1991 flossen rund 4,1 Milliarden Euro Bundes- und Landesmittel aus verschiedenen Bund-/Länderprogrammen in 401 brandenburgische Kommunen.

Detlef Tabbert:

Unsere Städte und Gemeinden sind für die Bürgerinnen und Bürger Lebensmittelpunkt. Sehr oft fließen hier leben, arbeiten und Freizeitgestaltung zusammen. Hier finden die gesellschaftlichen, politischen ökologischen und wirtschaftlichen Innovationen statt. Das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung unterstützt die Städte und Kommunen seit 1991 bei ihrer zukunftsgerichteten Entwicklung. Von den drei Programmen Lebendige Zentren, Sozialer Zusammenhalt sowie Wachstum und nachhaltige Entwicklung profitierten allein 2025 insgesamt 69 Kommunen. Hier konnten wir 116 Projektgebiete unterstützen. Erfreulich ist, dass der Bund angekündigt hat, die Bundesmittel für die Städtebauförderung im Zeitraum von 2026 bis 2029 zu verdoppeln. Für das Land Brandenburg würde das 2029 eine Summe von voraussichtlich rund 80 Millionen Euro an Bundesmitteln bedeuten. Zum Vergleich: Dieses Programmjahr gingen rund 40 Millionen Bundesmittel an das Land Brandenburg. Das heißt aber auch: Land und Kommunen müssen ihre Kofinanzierung entsprechend steigern, um diese Bundesmittel auch abschöpfen zu können. Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Mittel für die landesseitige Finanzierung zur Verfügung stehen werden. Insgesamt sehe ich die Städtebauförderung im Land Brandenburg sehr gut aufgestellt. Über die Städtebauförderung hinaus bietet auch der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung seit inzwischen vier Förderperioden ergänzende Finanzimpulse für wichtige kommunale Vorhaben der Stadtentwicklung.

Tabbert lobte das Engagement in Brandenburg an der Havel. Hier sei es gelungen, das alte mit dem neuen zu verbinden. Es sei spannend wie sich die fast 1100 Jahre alte Innenstadt entwickelt habe.

Oberbürgermeister Steffen Scheller:

35 Jahre Städtebauförderung das ist mehr als ein Jubiläum. Es ist der Beweis, wie aus Visionen und Ideen sichtbare Wirklichkeit werden kann. Wir befinden uns hier im Rolandsaal, der exemplarisch für die Restaurierung historischer Bauten in Brandenburg an der Havel steht. Hier sind aus verschiedenen Fördertöpfen Mittel reingeflossen, um ihm sein historisches Ambiente zurückzugeben. Als Brandenburg an der Havel 1990 in das Programm der Städtebauförderung aufgenommen wurde, lag vieles im Argen. Ganze Straßenzüge im 94 Hektar großen Sanierungsgebiet waren vom Verfall bedroht. Viele Gebäude standen leer, Dächer und Fassaden zerfielen. Heute zeigt sich ein anderes Bild. Insgesamt wurden in Brandenburg an der Havel über 400 Gebäude vollständig instandgesetzt oder modernisiert, einschließlich Stadtmauern, Stadttürmen und Kirchen. Weitere mehr als 170 Gebäude wurden durch kleinere Maßnahmen erhalten und aufgewertet. Tausende Wohnungen konnten saniert, modernisiert oder neu geschaffen werden. Seit 1991 konnten ca. 90 Prozent des Gebäudebestandes sowie des öffentlichen Raumes saniert werden. Die Förderung beschränkt sich dabei nicht nur auf einzelne Objekte. Sie hat ganze Stadtquartiere verändert – insbesondere in Altstadt, Neustadt und auf der Dominsel. Hier wurden Straßen erneuert, Plätze neugestaltet, Freiflächen angelegt und historische Gebäude wiederbelebt. Das alles war nur möglich, weil Bund, Land und Kommunen über Jahrzehnte verlässlich zusammengewirkt haben. Jeder eingesetzte Euro hat Wirkung entfaltet – sichtbar im Stadtbild, spürbar in der Lebensqualität,

betont Scheller der dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung für die Unterstützung dankte.

Landeskonservator Prof. Dr. Thomas Drachenberg:

Die Städtebauförderung ist in Deutschland eines der erfolgreichsten Förderprogramme zur nachhaltigen Sanierung des Baubestandes. Warum? Zum einen schlägt es andere Förderprogramme durch eine lange Kontinuität über Jahrzehnte hinweg. Zum anderen fördert es die Kommunikation zwischen Bund, Land, Kommune und Eigentümerinnen und Eigentümern, die ein gemeinsames Ziel haben. Darüber hinaus gehört es auch zum Erfolgsgeheimnis, dass die Entscheidungen demokratisch im Ortsparlament legitimiert sind und die Kommunikation am Objekt sowohl mit der Beratung der Eigentümerinnen und Eigentümer durch die Kommune, den Sanierungsträger und die Denkmalpflege stattfindet. Das Ergebnis ist eindeutig: Von einstürzenden Altbauten und Quartieren bis 1989 hin zu einer Erfassung, Voruntersuchung und Sanierung des Bestandes im Quartier. Es entstand und entsteht eine hohe Lebensqualität im Bestand, weil die Eigentümerinnen und Eigentümer die Rahmenbedingungen haben um erfolgreich aktiv zu werden. Das ist ein Traum nicht nur für die Denkmalpflege! Stadtsanierung ist eine Daueraufgabe.

Die Erfolge der Städtebauförderung zeigen sich am Beispiel Brandenburg an in der Havel eindrucksvoll, die sich von einer einst schmutzigen und grauen Industriestadt zur bunten „Havelperle“ entwickelte. Mit ihren Brücken, Innenstadtinseln und pittoresken Straßenzügen lädt das „Venedig des Nordens“ heute zum Flanieren oder Entspannen an Uferpromenaden ein. Das war nicht immer so. Lange Zeit war die Stadt eine Industriestadt und weit „schmutziger“. Wer seine weiße Wäsche morgens bei Nord- oder Westwind nach draußen hing, fand diese am Abend oft angeschwärzt vor. Heute wird in der Stadt noch immer Stahl produziert. Aber ohne die rauchenden Schornsteine, die das Stadtwappen prägten. Das Bild von Brandenburg an der Havel ist inzwischen ein völlig anderes. Die Stadt knüpft an ihre lange Geschichte als Kulturstadt an.

Viele Brandenburgerinnen und Brandenburger konnten sich Anfang der 1990er nicht vorstellen, dass die Stadtsanierung gelingen kann -, immerhin war jedes vierte Innenstadthaus unbewohnbare Ruine. Aber sie hatten diese Idee: ihre Tradition und Kultur bei der Stadtentwicklung wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Also packten sie an. Haus für Haus, Straße für Straße wurden saniert. Sie packten die großen Leuchtturmprojekten an. Zum Beispiel die Sanierung des Pauliklosters, das heute Archäologisches Landesmuseum ist. Oder die ehemalige Kaserne in der Magdeburger Straße, in der heute junge Menschen in der Technischen Hochschule Brandenburg studieren. Nicht zu vergessen die Sanierung der Johanniskirche, die Ansiedlung der Verwaltung im historischen Rathaus sowie in der einstigen Spielwarenfabrik, die Eröffnung eines neuen Einkaufszentrums in der Stadt sowie die Neugestaltung der Plätze. Der Bund und das Land Brandenburg unterstützten dabei mit 22 Millionen Euro.

Ungenutzte Industriegebäude wie die Mühlen und Speicher auf der Dominsel sind heute attraktive Wohnstandorte. Und ganz besonders kümmerten sich die Brandenburger um ihre besondere Beziehung zum Wasser. Die Öffnung und Aufwertung wichtiger innerstädtischer Uferkanten, wie zum Beispiel am Uferpark Näthewinde, am Salzhof- und Heineufer, am Packhof und am Wiesenweg waren Herzensprojekte. Und heute? Sieht man überall in Brandenburg an der Havel, was gute Ideen, hochgekrempelte Ärmel und sinnvolle Förderung erreichen können. Die Domstadt hat bis heute über 208 Millionen Euro aus der Städtebauförderung erhalten.

Vorher-Nachher-Fotos sowie Fotos aus den 1990er Jahren aus Brandenburgs Städten.

Ein im Auftrag der GSW erstelltes Video von 1991 von der WUNDER-FILMproduktion. Die Stadt Brandenburg an der Havel hält die Nutzungs- und Verwertungsrechte an allen auf der Stadt-Seite veröffentlichten Videos sofern es nicht anders gekennzeichnet wird. Eine Nutzung oder Weiterverwertung durch Dritte ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Stadt Brandenburg an der Havel zulässig.Die Veröffentlichung, Bearbeitung oder Verbreitung dieser Videos – insbesondere auf anderen Plattformen wie sozialen Netzwerken – ist ohne Zustimmung nicht gestattet. Zuwiderhandlungen können rechtliche Schritte nach sich ziehen.

Quelle: © Stadt Brandenburg an der Havel / Th. Messerschmidt

Ein Teil der für Brandenburg an der Havel konzipierten Ausstellung.
Pressekonferenz zum Thema 35 Jahre Städtebauförderung im Land Brandenburg.
Einblick in die Ausstellung, die 2026 in Brandenburg an der Havel gezeigt wird.
Thomas Drachenberg, Steffen Scheller und Detlef Tabbert gaben Auskunft.
Steffen Scheller im Gespräch mit Detlef Tabbert und Thomas Drachenberg.

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