Lernen aus Geschichte – Verantwortung für die Gegenwart
Am 15. Dezember 2025 wurde es in der Hildegard-von-Bingen-Oberschule still, konzentriert und zugleich sehr persönlich. Fast 30 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 nahmen an einem Projekttag zur Erinnerung an die Shoah teil und näherten sich dem Leben der Brandenburger Ehrenbürgerin Marga Goren-Gothelf auf eine Weise, die weit über klassische Geschichtsvermittlung hinausging. Ihre Biografie, eng verbunden mit Brandenburg an der Havel, wurde für die Jugendlichen greifbar und emotional nachvollziehbar.
Im Verlauf des Tages zeigte sich schnell, wie wirksam persönliche Zugänge sind. Filmsequenzen, gemeinsame Lektüre aus der Autobiografie und kreative Arbeitsphasen eröffneten Gespräche, die nachwirkten. Geschichte erschien nicht als fernes Geschehen, sondern als Folge realer Entscheidungen von Menschen in konkreten Situationen. Viele Schülerinnen und Schüler brachten eigene Gedanken ein, stellten Fragen und diskutierten engagiert darüber, was Ausgrenzung, Mut und Verantwortung damals bedeuteten – und was sie heute bedeuten.
Besonders eindrucksvoll war der Moment, in dem Geschichte lebendig in die Gegenwart trat: In einem virtuellen „Zweitzeugengespräch“ sprachen die Jugendlichen mit der Schwiegertochter Nava Goren und der Großnichte Idit Barzila, die aus Israel zugeschaltet waren. Das offene Gespräch machte deutlich, wie Erinnerung innerhalb von Familien weitergegeben wird und wie wichtig es ist, dass junge Menschen diese Geschichten aufnehmen und weitertragen. Die Ernsthaftigkeit und Aufmerksamkeit, mit der die Schülerinnen und Schüler zuhörten und nachfragten, spiegelte ihre große Motivation wider, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Gestaltet wurde der Workshoptag von Juliana Barg und Dr. Niels Haberlandt vom Ra’anana e. V., die seit vielen Jahren in der historisch-politischen Bildungsarbeit tätig sind. Mit viel Erfahrung und Feingefühl schufen sie einen Rahmen, in dem Lernen mit Kopf und Herz möglich wurde. Die sorgfältige Vorbereitung und Organisation des Tages lag bei Anett Kuntosch aus dem Fachbereich Geografie/Geschichte/Politische Bildung der Schule.
Zentraler Bestandteil des Projekts ist die Autobiografie „Ich habe kein anderes Land – Die Reise von Marga (Gothelf) Goren“. Das Buch ermöglicht Jugendlichen einen unmittelbaren und berührenden Zugang zur Geschichte der Shoah und der jüdischen Emigration, verbunden mit einem starken regionalen Bezug. Weitere Informationen finden sich unter www.marga-goren-gothelf.de.
Gefördert wurde das Projekt durch die Stiftung für Toleranz und Völkerverständigung mit Mitteln des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg.
Quelle: Stadtverwaltung Brandenburg /Fotos: Dr. Niels Haberlandt